Yudum Kübra Korkut

Yudum Korkut, Stipendiatin 2021 in der Türkei

Yudum Korkut hatte sich nach einer Absage ein zweites Mal auf das Hans Weisser Stipendium beworben – mit Erfolg! Als die Pandemie erstmalig die Tourismusbranche und damit auch ihren Online-Spezialreiseveranstalter yule reisen zum Erliegen brachte, überzeugte sie die Juror:innen des Hans Weisser Stipendiums, zur Umsetzung ihrer Gründungsidee eine Forschungsreise und Fortbildung in Istanbul zu unterstützen. 8 Monate lang traf Yudum Korkut sich dort mit anderen Gründer:innen, besuchte themenorientierte Veranstaltungsorte, beobachtete, fragte nach, lernte dazu und machte einen Abschluss.

Mit Hans Weisser ein neues Standbein aufbauen

Bereits während ihres Studiums gründete Yudum Korkut den Online-Spezialreiseveranstalter yule reisen. Als Touristikerin war sie 2020 von der Pandemie direkt betroffen, was sie als Anregung nahm, ein weiteres Standbein aufzubauen und sich für ihr Gründungsvorhaben, eine Reiselounge, um ein Hans Weisser Stipendium zu bewerben. Ihr Forschungs- und Fortbildungsvorhaben führte sie 2021 in die Türkei, wo sie sich zahlreiche Anregungen holte und an der Culinary Arts Academy in Istanbul einen Abschluss machte und dabei lernte, den gastronomischen Aufbau der Reiselounge zu realisieren: Herstellung von Speisen und Getränken, Budgetplanung, Materialeinsatz, Standortauswahl etc..

Das Wissen ist ein Wert

Während ihres Aufenthaltes in Istanbul wurde Yudum Korkut bewusst, wie kostbar eine gute Ausbildung ist, und wie wertvoll die Ergänzung der im Beruf erlernten praktischen Fertigkeiten um das im Rahmen einer akademischen Ausbildung hinzugewonnene Wissen ist: „Im Ausland wurde mir sehr stark bewusst, wie wertvoll Wissen ist. Kostenfreie und anspruchsvolle Schulbildung, die direkt an das Berufsleben gekoppelt werden kann und immer wieder neue Möglichkeiten zur individuellen Förderung bietet, hat eine produktive Kehrseite. Das akademische und das berufliche Wissen, welches ich in meiner Heimat erhalten habe, eröffnet mir persönlich neue Wege, bietet aber gleichzeitig meiner Heimat auch eine Wachstumsgröße.“

»Ich erinnere mich an meine erste Bewerbung, die scheiterte. Meine zweite Bewerbung fand zum richtigen Zeitpunkt statt und plötzlich war ich Hans Weisser Stipendiatin.«

Was kann ich angehenden Stipendiat:innen empfehlen?

„Unsere Gesellschaft beobachten, einen Beitrag leisten wollen, mitdenken, mitgestalten und dabei „man selbst“ bleiben. Wer Lust hat, in ein Netzwerk voller Möglichkeiten einzusteigen und etwas zu bewegen, sollte die Motivation für eine Bewerbung um das Hans Weisser Stipendium nicht aufgeben.“

Einen Beitrag leisten

Im Rahmen eines Positionspapiers wurde Yudum Korkut gefragt, ob sie einen Beitrag zum Thema Gründen und Migration „Junge Digitale Wirtschaft“ leisten möchte: „Ich war sehr glücklich, als ich merkte, dass wir Frauen mit Migrationshintergrund von der Politik gesehen wurden und unser Gegenüber auf Impulse wartete. Also fing an zu schreiben: von meiner bisherigen Gründungserfahrung, meinem Berufsleben und teilweise von kulturellen Gegebenheiten. Ich machte Vorschläge für mögliche Forderungen und blieb dabei bei meiner persönlichen Perspektive.”

„Lieber Herr Weisser, Sie sind mir ein Vorbild. Ich möchte auch aus meiner Unternehmung heraus der jüngeren Generation Möglichkeiten zum Werden, Machen und Bewegen schenken. Deshalb arbeite ich nun weiter und glaube an mich.“

Aus der Krise lernen

„Das Leben im Ausland, in einem Land, welches derzeit eine große Wirtschaftskrise durchmacht, hat meine Risikobereitschaft für das Leben gestärkt. Der Gedanke, eine Chance in der Krise zu ergreifen, steht vollkommen im Vordergrund.“ Nach ihrer Rückkehr aus Istanbul wollte Yudum Korkut die Idee der Reiselounge mit ihrem neu hinzugewonnenen Wissen umsetzen. Doch erneut machte ihr das Leben einen Strich durch die Rechnung. Zunächst kam ein weiterer Pandemiewinter und dann das unerwartete Kriegsgeschehen in der Ukraine. Damit taten sich neue Probleme auf, von allen Seiten wurde ihr von einer Neugründung in den unsicheren Zeiten abgeraten, so dass sich Yudum Korkut zunächst weiter bei ihrem Online-Spezialreiseveranstalter yule reisen engagiert. Zusätzlich trat sie eine neue Stelle als Development Managerin für digitalen Vertrieb an, ebenfalls in der Reiseindustrie, um ihren Horizont zu erweitern. Die Gründung der Reiselounge wurde vertagt auf eine Zeit, in der weniger Turbulenzen im Weltgeschehen vorherrschen. Im Rahmen des Hans Weisser Stipendienprogramms unterstützt Yudum Korkut als Coachin neue Stipendiat:innen beim Onboarding und gibt ihre Erfahrungen weiter.


Marian Krüger

Marian Krüger, Stipendiat 2019/2020 in England

„Menschen handeln systematisch irrational und unbewusst. An kaum einer Stelle wird dies offensichtlicher als im Umgang mit dem Klimawandel. Dabei ist eindeutig: Es ist höchste Zeit für Veränderungen unseres Lebens und Wirtschaftens!“
Sein Hans-Weisser-Vorhaben brachte Marian Krüger an die London School of Economics und zu einer Erkenntnis: Im Kampf gegen die Klimakrise kommen wir ohne Technologien nicht aus – heute unterstützt der ehemalige Gründer Startups und etablierte Industrien dabei, CO2 Emissionen zu reduzieren und sogar rückgängig zu machen.

A sagen, B tun

Als Gründer eines Startups, das Betreibern von großen Solarparks mit Drohnen und künstlicher Intelligenz zu höheren Erträgen verhalf, erlebte Marian Krüger hautnah, wie potenzielle Kund:innen sich auf der einen Seite für nachhaltiges Verhalten und funktionierende Anlagen aussprachen, sich dann aber gegen seinen Service entschieden. Diese Lücke zwischen Intention und Verhalten ließ ihn nicht mehr los – auch, weil er sie bei sich selbst und Freunden ebenfalls bemerkte.

Zurück auf die Uni-Bank

Aus diesem Grund entschied er sich, nach Ausstieg aus dem Startup im Rahmen seines Hans Weisser Stipendiums an der London School of Economics einen Master in Psychology of Economic Life zu absolvieren; ein Studiengang, der Verhaltensökonomie mit Nachhaltigkeit verbindet. Das Ziel: Menschliches Verhalten besser zu verstehen und Wege zu finden, es nachhaltiger zu gestalten.

»Nach einigen Jahren im Arbeitsleben noch einmal die Unibank zu drücken, hatte eine besondere Qualität. Man entscheidet sich ganz bewusst, sich intensiv und in der Tiefe mit einem Thema auseinander zu setzen - das kam in meiner Zeit als Gründer naturgemäß oft zu kurz.«

Ernüchterung und eine neue Hypothese

Das Studium war nach Marian Krügers Einschätzung großartig, er wurde aber schnell desillusioniert: „Verhaltensänderung ist wahnsinnig schwer und braucht Zeit, von der wir im Kampf gegen die Klimakrise leider nicht viel haben. Deswegen bin ich überzeugt, dass wir Technologien brauchen, um uns diese nötige Zeit zu erkaufen.”

Technologien gegen CO2

Heute arbeitet Marian Krüger deswegen daran, die für den Kampf gegen die Klimakrise entscheidenden Technologien auf die Straße zu bringen. Er hat mit remove ein Accelerator-Programm für Startups gegründet, die CO2 aus der Atmosphäre ziehen und langfristig speichern. Zudem berät er als Teil des Sustainability in Business Labs der ETH Zürich die besonders emissionsintensiven Industrien bei ihrer Dekarbonisierung. „Wir schicken gerade in einem Pilotprojekt 1000t CO2 aus der Schweiz nach Island, um es dort im Boden zu mineralisieren und so permanent zu speichern – um zu zeigen, dass es überhaupt geht und was noch passieren muss, wenn in Zukunft Millionen Tonnen verschickt werden müssen.”


Sonja Broy

Sonja Broy, Stipendiatin 2019 in England

Als Projektleiterin für die Transformation der Bremer Innenstadt arbeitet Sonja Broy daran, die monofunktionale Ausrichtung auf den Einzelhandel aufzubrechen und neue Partizipationsstrukturen für Stadtmacher:innen und Anwohnende aufzubauen. Das Hans Weisser Stipendium nutzte sie, um während einer Recherchereise durch unterschiedliche Städte Englands verschiedenste Aspekte der Stadt- und Quartiersentwicklung zu vertiefen.

Die Idee entstand im Ruhrgebiet

Als Journalistin ins Berufsleben gestartet, entschied Sonja Broy, sich noch einmal ganz neu zu orientieren und im Ruhrgebiet den interdisziplinären Master-Studiengang „Urbane Kultur, Gesellschaft und Raum“ zu belegen – neben ersten Projekten in der Freiraumplanung, Stadtentwicklung und Kreativwirtschaft. Für ihre Masterarbeit beschäftigte sich mit den Potenzialen von Fußball für die Stadtentwicklung am Beispiel von Gelsenkirchen-Schalke – und stieß dabei auf bemerkenswerte Referenzen aus Nordengland und Ansätze in der gemeinwohlorientieren Stadtentwicklung, die sich als Referenz für Quartiere im Ruhrgebiet eignen. Nach dem Abschluss der Masterarbeit parallel zur beruflichen Tätigkeit entstand der Wunsch nach neuen Impulsen, der zur Bewerbung um das Hans Weisser Stipendium führte.

Recherche mit Spielraum für Spontanität

Liverpool und Manchester bildeten den Schwerpunkt der selbstorganisierten Recherchereise. Hier hielt sich Sonja Broy jeweils mehrere Wochen auf, um genug Zeit zu haben, sich auch mal von Eindrücken treiben zu lassen und über Empfehlungen auf neue Interviewpartner:innen und Projekte sowie spannende Sozialunternehmen zu stoßen. Einer der Höhepunkte war ein dreitägiger Abstecher nach Hull, den eine Liverpooler Künstlerin spontan für sie organisiert hatte, und der zu interessanten Begegnungen führte.

»Das Hans Weisser Stipendium ermöglicht es, mitten im Berufsleben den Pausen-Knopf zu drücken, um sich über mehrere Monate hinweg intensiv in neue Themenfelder einzuarbeiten und im Ausland neue Eindrücke zu gewinnen – ein in dieser Form wohl einmaliges Programm.«

Warum ausgerechnet England?

Diese Frage wurde oft gestellt. Im Kern lässt sie sich damit beantworten, dass trotz – oder gerade wegen – der politischen, sozialen und ökonomischen Verwerfungen im Land Sozialunternehmer:innen, Künstler:innen und Kreative näher zusammenrücken, um ihre Quartiere von innen heraus entwickeln, auch um sozialer Spaltung entgegenzuwirken. Nach der Rückkehr ins Ruhrgebiet brachte Sonja Broy bei der Wirtschaftsförderung Gelsenkirchen erste Eindrücke der Recherche in die konzeptionelle und strategische Arbeit des Forschungsprojektes „UrbaneProduktion.Ruhr“ ein.

Sind Innenstädte noch zu retten?

Aktuell hat es Sonja Broy in den Norden gezogen – wo die Schwerpunkte anders gelagert, die Themen in der Stadtentwicklung aber weitestgehend identisch sind. Im Projektbüro Innenstadt Bremen, einem intermediären Akteur, der sich im Auftrag der Stadtgemeinde Bremen um die Entwicklung des Centrums kümmert, ist sie für das Themenfeld Transformation zuständig. Ihre Arbeitsschwerpunkte: der Aufbau des ersten Bremer Bürger:innenrates, der Empfehlungen zur Weiterentwicklung des öffentlichen Raumes aussprechen soll, sowie die Förderung und Vernetzung von Stadtmacher:innen, die an der Schnittstelle von Ehrenamt, Kreativwirtschaft und Sozialunternehmertum agieren.

Foto-Credit: Casper Sessler (https://www.casparsessler.com)

„In aktuellen Debatten zur Stadtentwicklung schwingt oft viel Negativität mit. Dabei steht Wandel für Chancen – zur Entwicklung von neuen Nutzungsmodellen, partizipativer Freiraumgestaltung, mehr Angebotsvielfalt. Auch Faktoren wie verkehrsplanerische Belange und die Entwicklungen des Immobilienmarktes spielen zentrale Rollen bei der Frage, wie die Zentren sich zukünftig darstellen.“

Erstmalig als Coachin aktiv

Das Ruhrgebiet besucht Sonja Broy natürlich weiterhin – nicht nur aufgrund des Fußballs, sondern auch mit dem Blick auf den Stadtraum. Neben der Tätigkeit im Projektbüro arbeitet sie an einem Fachbuch zu „Symbolischen Orten und ihrem Potenzial für die Stadtentwicklung", in dem sich zahleiche Bezüge zu England wiederfinden sollen. Außerdem unterstützt sie als Coachin im Jahr 2023 die Start-Up-Werkstatt der Stiftung der Deutschen Wirtschaft.


Khalid Ouaamar

Khalid Ouaamar, Stipendiat 2016 am Imperial College London

Seine Idee einer Vorbereitungsplattform für Assessment Center brachte den Wirtschaftswissenschaftler zum Hans Weisser Stipendium und ans Imperial College London. Dort entwickelte er die Idee weiter, entschied sich aber die Gründung zu pausieren. Aktuell gestaltet er Unternehmen von innen heraus mit.

Selbst lernen, dann anderen helfen

Khalid Ouamaar hat den Wert von Bildung früh für sich entdeckt. Seine Eltern kamen vor 40 Jahren nach Deutschland und er sieht, dass Verwandte in Marokko geringere Chancen haben. Er entschließt sich, jede seiner Chancen zu nutzen und hängt sich voller Ehrgeiz in sein Studium in Duisburg-Essen und Malaysia.
Zudem unterstützt er während des Studiums die gemeinnützige Initiative Rock Your Life!, die Hauptschüler als Mentoren begleitet. Hier und während seiner eigenen Vorbereitung auf Assessment Center für Praktika und Jobs merkt er: Es gibt kaum frei verfügbare Hilfe für die Einstellungstests, die für Bildungsaufsteiger große Hürden auf dem Weg in gute Stellen bilden.

Eine Plattform als Trampolin für den Aufstieg

Parallel zum Studium beginnt Khalid Ouamaar seit 2014 mit der Entwicklung seiner E-Learning Plattform www.climbup-online.de, die eine professionelle Vorbereitung auf Assessment Center ermöglicht. Da er selbst durch die Vorbereitung für diverse Praktika viel Wissen zu verschiedenen Formaten der Einstellungstests gesammelt hat, liegt die Idee nahe, Material zur Vorbereitung für andere bereitzustellen.
Bald merkt er: Sein technisch geprägter Studiengang hat ihn nicht auf eine Gründung vorbereitet. Er entschließt sich für einen Master in Management an einer praxisorientierten Universität.

»Ich habe selten so viele interessante, smarte und zielstrebige Persönlichkeiten in einem Raum gesehen wie an diesem Tag.«

Selbst in Auswahlverfahren behaupten

Bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten für sein Vorhaben findet er das Hans Weisser Stipendium: Unterstützung von Gründerpersönlichkeiten im englischsprachigen Ausland - das passt genau. Er schickt seine Pläne mit vielen Reinzeichnungen seiner Plattform ein und wird zum Gespräch eingeladen. Nun muss er sich selbst in einem Auswahlverfahren behaupten. "Nachdem ich die anderen Bewerber kennengelernt hatte, war ich sicher, ich kriege das Stipendium nicht. Aber den Tag mit ihnen habe ich genossen," erinnert er sich. Er überzeugt mit seiner Idee und seiner Persönlichkeit - und wird aufgenommen.

Planen, Anpassen, Verwerfen, Pausieren

In London lernt Khalid Ouamaar das Rüstzeug für einen guten Manager. Mehr noch: Er findet einen Mitgründer für seine Plattform und sie entwickelt gemeinsam ein Geschäftsmodell. Der Pilot wird getestet und angepasst. Aus der Vorbereitungsplattform wird eine Plattform, die Coaches passgenau vermittelt. Nach dem Abschluss nimmt Khalid Ouamaar drei Monate intensiv Zeit, die Gründung vorzubereiten. Doch als sein Mitgründer, der noch im Studium ist, sich entschließt, sich zunächst auf den Abschluss zu konzentrieren, entscheidet er sich, nicht alleine zu starten. "Die Bedingungen waren noch nicht reif für den Start des Projekts. Vor allem aber will ich keine One-man-Show sein."

„Das Hans Weisser Stipendium hat den Vorteil, dass die Gruppe familiär miteinander umgeht, wir uns gut kennen und gegenseitig weiterbringen. Die Persönlichkeiten und Ambitionen hier sind überragend.“

Im Unternehmen lernen

Aktuell arbeitet Khalid Ouamaar als Berater bei Strategy& vorrangig an Projekten in der Pharmaindustrie. Er hat diesen Weg gewählt, weil er hier in kurzer Zeit das lernt, was er für seine Zukunft können will: Strukturierte Analysen und Problemlösungen, sorgfältiges und effizientes Arbeiten, Kommunikation mit verschiedensten Menschen und Perspektiven sowie das Leiten von Teams. Nach einer fast zweistelligen Zahl an Projekten weiß er, dass er sich schnell in Themen einarbeiten kann und sicher auftreten kann. Mittelfristig reizt ihn aber weiterhin der Gedanke, sein eigenes Unternehmen aufzubauen. Vielleicht sogar zu seinem Herzensthema Bildung. Denn die Kombination unternehmerischer Verantwortung mit gesellschaftliche Bedeutung und Nutzen für andere reizt ihn: "Hier könnte ich viel bewirken und ich glaube mit vollem Herzen an die Bedeutung von Bildung."


Lisa von Rabenau

Lisa von Rabenau, Stipendiatin 2015 & 2017 in Berkley und Stanford

Als Mitgründern von ReMaterials trägt sie dazu bei, Wellblech als Baustoff abzulösen und die Lebensqualität die Ärmsten der Armen weltweit zu verbessern. Das Hans Weisser Stipendium ermöglichte ihr, das von ihr mitentwickelte Material in Indien zur Marktreife zu bringen.

Über Kalifornien nach Indien

Im Auslandssemester in Berkley machte eine Professorin Lisa von Rabenau auf das Problem von Wellblech aufmerksam und stellte ihr Hasit Ganatra vor, den Gründer von ReMaterials, der an einer Lösung aus recyceltem Papier arbeitet und Unterstützung sucht. 2014 fliegt Lisa von Rabenau nach Indien und beschließt, ihr Masterstudium für das Vorhaben zu pausieren.

Selbstversuch unterm Wellblechdach

In Ahmedabad/Indien schläft die Maschinenbauingenieurin einige Nächte selbst unter Wellblech und erlebt dessen Nachteile: Im Sommer zu heiß, im Winter zu kalt. Bei Regen zu laut. Undicht, instabil, mit Verletzungsgefahr. Nach dem Erlebnis sieht sie selbst "überall nur noch Dächer" und erhält von einem Professor in Darmstadt den Hinweis, sich auf das Hans Weisser Stipendium zu bewerben.

»Ich bin Pragmatikerin mit einem inneren Drang, Dinge selbst in die Hand zu nehmen und zu analysieren. Oder auch zu erforschen, was ich besser machen kann.«

Stipendium statt Gehalt

Während der Zeit als Head of Engineering bei Rematerials hat Lisa kein Gehalt bezogen, deswegen war das einjährige Hans Weisser Stipendium umso wertvoller. Der Verzicht auf das Gehalt war für sie eine bewusste Entscheidung - das Geld hätte an anderer Stelle gefehlt: „Davon hätten wir Dächer herstellen können!“

Ziele: Stabile Produktion

Lisa von Rabenau hat im Gründungsteam viele Aufgaben von Produktdesign, Buchhaltung über Vertrieb übernommen, bis der Prototyp des recycelten, günstigen und sicheren Baustoffs in Serie gehen konnte. Ihr Ziel war es, dass die Firma von indischen Fachkräften lokal geführt wird. 2017 wurde das möglich. Lisa von Rabenau verließ Indien, berät ReMetarials aber noch immer.

„Die Förderung im Hans Weisser Stipendium ist einzigartig. Sie passte perfekt und hat für meinen Auslandsaufenthalt großzügige Unterstützung geboten und große Freiheiten gelassen.

Ein zweites Mal HW Stipendiatin

2017 kehrte Lisa von Rabenau für ihren Master nach Stanford in die USA zurück - erneut von der Hans Weisser Stiftung gefördert.
Sie wurde außerdem für den Bereich Technik für Ihre Arbeit ausgezeichnet und auf die Forbes Liste der 30 unter 30 in Asien gesetzt.


Jan Wurzbacher

Jan Wurzbacher, Stipendiat 2007 an der ETH Zürich

Mit dem Clean-Tech Startup Climeworks leistet er einen Beitrag dazu, die Erderwärmung zu stoppen. Mit dem Hans Weisser Stipendium finanzierte er seine Promotion, die die Basis für die Gründung von Climeworks bildet.

Die Idee entstand im Studium

Schon im ersten Semester Maschinenbau in Zürich lernt Jan Wurzbacher Mitgründer und Freund Christoph Gebald kennen. Die beiden eint die Lust darauf, große Probleme zu lösen - und ein eigenes Unternehmen zu gründen.

COraus aus der Luft und rein in Flaschen.

Für den Markteintritt hatten Jan und Christoph eine neue Idee: CO2Kollektoren, die mit einem Filtermaterial gefüllt sind, fangen CO2aus der Luft, das in Flaschen abgefüllt und an Kunden in der Lebensmittelindustrie verkauft wird: Gewächshäuser und Getränkehersteller sind große Abnehmer von Climeworks.

»Bis 2025 wollen wir es schaffen, jährlich ein Prozent der globalen CO2-Emissionen aus der Luft zu filtern.«

Mit Stipendium vom Businessplan zum Unternehmen

Den ersten Businessplan nutzen Jan Wurzbacher und Christoph Gebald, um Hans Weisser zu überzeugen, das Vorhaben zu unterstützen. Das Stipendium ermöglicht es den Gründern, ihre Idee umzusetzen. Climeworks hat heute bereits über 60 Mitarbeiter.

Nächste Ziele: Klimaneutraler Kraftstoff und Versteinerung von CO2

Um CO2 nicht nur kurzfristig aus der Luft zu holen, sondern dauerhaft das Problem der Erderwärmung anzugehen, entwickelt Climeworks derzeit 2 neuen Themen. Einerseits arbeiten sie an der Herstellung eines klimaneutralen Kraftstoffes aus CO2 und Wasser. Andererseits bieten sie ein neues Verfahren zur Versteinerung von CO2 unter der Erde an - der Modellversuch läuft derzeit in Island.

„Als ich Stipendiat war, gab es noch kein Begleitprogramm für die Studierenden. Durch meine Erfahrung als Gründer kenne ich die Fallstricke, denen junge Unternehmer im Laufe ihres Werdegangs begegnen. Außerdem gebe ich gerne etwas zurück.“

Als Alumnus aktiv

Jan Wurzbacher setzt sich als Alumnus für die Weiterentwicklung Hans Weisser des Stipendiums ein, hat den Rahmen für das neue Begleitprogramm der Stipendiaten mit erdacht und war bereits dreimal Mitglied der Auswahlkommission für das Stipendium. Er kann sich vorstellen, auch als Mentor aktiv zu werden.